Theaterbeleuchtung, Bühnenbeleuchtung, Beleuchtungseinrichtung, Theater-Lichtgestaltung

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Planung einer Bühnen-Beleuchtungsanlage

Inhaltsverzeichnis
1. Ermittlung der Beleuchtungspositionen
2. Ausstattung der Beleuchtungspositionen
3. Dimensionierung der Scheinwerfer
4. Stromversorgung
5. Steuerung

Für die Planung einer Bühnen-Beleuchtungsanlage gibt es sicher umfangreiche rechnerische und theoretische Grundlagen, welche mangels Verfügbarkeit hier nicht vermittelt werden können.
Ein erfahrener Beleuchtungsmeister ist in der Lage, sich mitten auf eine leere Bühne zu stellen und korrekt anzugeben, wieviel und welche Scheinwerfer an welchen Positionen benötigt werden. Die Frage ist, ob sich diese, durch langjährige  Erfahrung beim Einleuchten auf verschiedenen Spielstätten erworbene Fähigkeit in Form einer praktischen Anleitung vermitteln läßt. Der Versuch soll hier unternommen werden.

Ausgangspunkt  und Mindestanforderung für die Planung einer Bühnen-Beleuchtungsanlage ist die Realisierbarkeit  eines optimalen Grundlichtes sowie -bei entsprechendem Etat über diese Mindestanforderung hinausgehend- von ausreichend Szenen- und Effektlichtern.
Nachfolgend beschreibe ich meine ganz persönliche Vorgehensweise am Beispiel einer kleineren Bühne mit einer Portalöffnung von ca. 8  m Breite.
Betreiber größerer Veranstaltungsstätten werden ohnehin ein Planungsbüro beauftragen. Die Planung der Beleuchtungsanlage einer neu zu errichtenden Spiel- / Veranstaltungsstätte sollte man auf jeden Fall einem (praxiserfahrenen) Fachplaner  überlassen.

Das Verständnis dieses Kapitels setzt das Wissen über den Aufbau einer Bühnenbeleuchtungsanlage, die Wirkung von Lichtrichtungen sowie das Einleuchten eines Grundlichtes voraus.
 

1. Ermittlung der Beleuchtungspositionen

Frontale Positionen (Brücken)

1. Ich begebe mich in die Mitte (aus Tiefe und Breite) der Hauptspielfläche. Diese ergibt sich im Allgemeinen aus den Wünschen der Nutzer und ist im Einzelfall eine Frage von Regie und Bühnenbild. Abhängig ist sie auch von den Proportionen von Bühne und Saal sowie den Sichtlinien. Meine persönliche Grundannahme: Ab Vorhanglinie bis zum Betrag der Bühnenöffnungshöhe dahinter - hier beißt sich die Katze in den Schwanz, wie man an anderer Stelle sehen wird. Deshalb als Alternative: Ab Vorhanglinie bis zum Betrag 2/3 Portalausschnittsbreite dahinter.
Tatsächlich erfasse ich die Hauptspielfläche eher intuitiv aus den Raumverhältnissen (siehe oben).

Unmittelbar hinter (vom Publikum aus gesehen) einer tatsächlichen oder gedachten Hauptvorhang- bzw. Portal-Linie (gibt es weder einen Hauptvorhang noch irgendeine Gliederung in Bühne und Vorbühne, so bildet die Bühnenvorderkante meine Bezugslinie) befindet sich meine wesentlichste Beleuchtungsposition, klassischerweise eine Portalbrücke, vielleicht ist auch nur eine Traverse oder Stange realisierbar.
In einigen Fällen wird diese Position bauseits schon vorgegeben sein. Ist sie das nicht, muß ich die Höhe festlegen.
Der ideale Standort der Portalbrückenscheinwerfer befindet sich auf einem Höhenwinkel von ca. 55° über meiner Nasenspitze. Das ergibt einen resultierenden Winkel von 45°, wenn die Scheinwerfer, wie beim Einleuchten eines Grundlichtes beschrieben, auch seitlich mit einem Winkel von 45°eingerichtet werden.
Man benötigt zum Ermitteln dieses Höhenwinkels durchaus keinen Sextanten, er entspricht einem Tangens =  √ 2 = 1,41 oder einer Steigung von 141 %, d.h. der vertikale Abstand  der Portalbrückenscheinwerfer von meiner Nasenspitze beträgt ca. das 1,4-fache des horizontalen Abstandes, läßt sich also leicht ohne aufwendige Messungen oder Berechnungen feststellen.
Mit einiger Erfahrung im Einleuchten ermittelt man die richtigen Positionen ausschließlich mit dem geübten Auge, die Zahlenwerte habe ich tatsächlich nur zur Darstellbarkeit in dieser Anleitung errechnet.

Mit der so gefundenen Beleuchtungsposition läßt sich eine Spielfläche bis in eine Bühnentiefe beleuchten, die dem Betrag der Portalbrückenhöhe entspricht. Bei größeren Tiefen wird der Lichteinfallswinkel zu flach.
Tieferliegende Spielzonen (3.) müssen also von gesonderten Positionen aus beleuchtet werden, und zwar entweder von einer höheren Portalbrückenposition (a) oder, wenn dieses bauseits nicht möglich ist, von einer tiefer in der Bühne liegenden Position (b). Im ersten Fall muß die Lichtleistung der einzelnen Scheinwerfer ca. doppelt so groß wie die der darunterliegenden Portalbrückenscheinwerfer sein

2. Ich begebe mich an die vorderste Spielposition, also die Rampe (Bühnenvorderkante)
Auf einer Winkellinie von wieder 55° über meiner Nasenspitze befindet sich die Position für die Vorbühnenscheinwerfer, klassischerweise eine Z-Brücke, vielleicht ist auch nur eine Traverse oder Stange realisierbar. Die genaue Position wird von etlichen baulichen Faktoren abhängen, ausschlaggebend ist, daß sie sich auf dieser Winkellinie befindet. Je geringer dabei die Entfernung zur Bühne, desto brillianter kann das Licht wirken.

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Seitliche Positionen (Türme, Galerien, Proszenien / Saalseiten)

.Die Turm-Positionen ergeben sich zwangsläufig aus der seitlichen Begrenzung des Portalausschnittes. Unmittelbar hinter der seitlichen Portalverblendung sollte ab mindestens 2 m über Bühnenboden die gesamte Höhe bis zur Portalbrücke, wenn möglich, auch darüber hinaus, für Beleuchtungspositionen genutzt werden.
Die Scheinwerfer sollten dabei so hinter der Portalverkleidung positioniert sein, dass man damit wenigstens den Bereich von Mitte Hauptspielfläche bis zum gegenüberlegenden Portalturm erreichen kann.

(Abbildung: Aufriss und Grundriss Portalpositionen mit Erfassungsbereich)

Die Lage von seitlichen Beleuchtungspositionen innerhalb des Bühnenraumes ist meistens durch den Baukörper oder die Ausstattung der Obermaschinerie vorgegeben. Ideal sind begehbare Galerien in einer Höhe, die ca. dem Betrag der halben Bühnenbreite entspricht. Ist die Obermaschinerie mit Panoramazügen ausgestattet, können auch diese gut als Beleuchtungsposition genutzt werden. Ansonsten bleibt noch die Möglichkeit von an Wänden oder Decke fest montierten Stangen oder Traversen.
Jedenfalls sollten sich die Beleuchtungspositionen auf einer Winkellinie von ungefähr 45° über meiner Nasenspitze befinden, wenn ich mich auf der Mittelachse der Bühne befinde.

Die Proszeniumspositionen sind sinngemäß auf die Vorbühne übertragene Turmpositionen.  Ihre Entfernung von der Bühnenvorderkante in Richtung Saal sollte so bemessen sein, dass das Licht in einem seitlichen Winkel von 0° bis ca. 30° auf die Mitte der Bühnenvorderkante trifft.
Der höchste Proszeniumsscheinwerfer sollte sich auf einer Höhenwinkellinie von mindestens 45° über meiner Nasenspitze befinden, wenn ich an der Mitte der Bühnenvorderkante stehe. Der unterste Proszeniumsscheinwerfer sollte mich mit demselben Höhenwinkel treffen, wenn ich seitlich gerade noch innerhalb des Portalausschnittes an der Bühnenvorderkante stehe.

(Abbildung: Aufriss und Grundriss Proszeniumspositionen mit Erfassungsbereich)

Letztendlich geht es darum, in einem vorhandenen Raum mit seinen baulichen Gegebenheiten die optimalen Positionen für  die Montage von Beleuchtungsgerät festzustellen. Zwangsläufig wird man dabei Kompromisse eingehen.
 

2. Ausstattung der Beleuchtungspositionen

Portalbrücke

Hier kommen für die Grundausstattung eigentlich nur Plankonvexlinsenscheinwerfer in Frage. Diese sind recht universell einsetzbar und in Ihrer Bauart so kompakt, dass sie einander nicht behindern. Muss man sich vorhandenen Materials bedienen,  kann man notfalls auch noch Stufenlinsenscheinwerfer verwenden, diese streuen allerdings sehr stark.
Es sollten alle Geräte, die in derselben Höhe montiert sind,  – mindestens acht sollten es sein - untereinander identisch sein.
Zusätzlich können für Szenen- und Effektlichter Scheinwerfer jeder Bauart sinnvoll sein.

Z-Brücke

Hier hängt die Bestückung von der Entfernung der Position zur Bühnenvorderkante ab.

  • Bis zum Betrag der halben Portalbreite: Linsenscheinwerfer
  • Betrag zwischen halber und ganzer Portalbreite: Linsenscheinwerfer oder Profilscheinwerfer
  • Ab dem Betrag der ganzen Portalbreite: Profilscheinwerfer
  • Ab dem Betrag der doppelten Portalbreite: Profilscheinwerfer oder Niedervolt-Parabolspiegelscheinwerfer

Hier noch einmal ein Wort zu den Profilscheinwerfern: Die sind verhältnismäßig teuer, dabei selten von guter Qualität. Man sollte wirklich nur welche von ausgezeichneter Qualität verwenden, also ENIZOOM / Altmann ZOOM oder vergleichbare (kenne ich nicht). Ehe man, womöglich um Geld zu sparen,  schlechte oder mittelmäßige Profilscheinwerfer kauft, sollte man dasselbe Geld lieber in die doppelte Menge Linsenscheinwerfer investieren.

Portaltürme

  • Unterste und mittlere Positionen: Linsenscheinwerfer
  • Obere Positionen: Geräte mit stärkerer Lichtbündelung – Profilscheinwerfer, Niedervolt-Parabolspiegelscheinwerfer, gerne verwende ich hier auch PAR64-Scheinwerfer

Proszenien

Ist das Proszenium nicht wesentlich breiter als der Portalausschnitt, Linsenscheinwerfer, ansonsten zumindest für die oberen Positionen Profilscheinwerfer.

Galerien

Profilscheinwerfer, Linsenscheinwerfer, bei kleinem Etat kann man auch mit PAR64 gute Ergebnisse erreichen.


Worauf man getrost verzichten kann:  Vierkammerfarbrampen unter der Portalbrücke und Farbwechsler in der Z-Brücke. Die Gründe dazu unter Lichtfarbe und Lichtrichtung.
 

3. Dimensionierung der Scheinwerfer

Die notwendige elektrische Leistung eines Scheinwerfers hängt von seiner Bauart und vor allem von seiner maximalen Entfernung zum Gesicht eines Darstellers in der jeweiligen Beleuchtungszone (siehe Einleuchten eines Grundlichtes), ab.  Die Lichtstärke ändert sich umgekehrt proportional mit dem Quadrat der Entfernung oder anders formuliert: Die notwendige Lichtleistung des Scheinwerfers ändert sich mit dem Quadrat der Entfernung. Die nachfolgenden Angaben sind Mindestanforderungen, im Zweifelsfall sollte man sich für den stärkeren Scheinwerfer entscheiden.

Linsenscheinwerfer

  • Nahbereich bis 4 m: 0,5 kW
  • ab 4 m: 1 kW
  • ab 6 m: 2 kW

Profilscheinwerfer

Bis 6 m: 1 kW, darüber hinaus 2 kW und 2,5 kW (üblicherweise die Obergrenze für Profiler mit Halogenglühlampe, mehr Lichtstärke erreicht man durch Erhöhung der Geräte-Anzahl)

Niedervolt-Parabolspiegelscheinwerfer

  • Bis 10 m: 250 W
  • ab 10 m: 500 W
  • ab 15 m: 1 kW

PAR-Scheinwerfer

Diese verwendet man üblicherweise in der 1 kW-Ausführung (PAR 64). Differenzierungsmöglichkeiten bietet das optische System der Leuchtmittel (mit integriertem Spiegel und Prismenscheibe). Für kurze Entfernungen ist als Leuchtmittel eher CP 62, für lange Entfernungen eher CP 61 oder CP 60 geeignet. Der Grenzbereich liegt hier zwischen 5 und 10 m.

 

4. Stromversorgung / Leistungssteuerung

Für jeden konventionellen Scheinwerfer benötigt man einen Dimmer mit den entsprechenden Anschlusswerten. Moving Lights sind mit internen Dimmern ausgestattet und werden ebenso wie die Dimmer für das konventionelle Licht an ausreichend dimensionierte Verteilungen des Stromnetzes angeschlossen.
Die Dimmer werden als mobile Dimmerpacks mit 6 oder 12 einzeln steuerbaren Stromkreisen oder als Einschübe (für jeweils einen Stromkreis) für fest installierte Dimmerschränke hergestellt.
Die mobilen Dimmerpacks sind oft für die Montage in 19´´-Racks vorgerüstet, können aber auch freistehend verwendet werden.

Die Gesamtanschlussleistung der Stromversorgung sollte mindestens der Summe der Leistungsaufnahmen aller angeschlossenen Scheinwerfer entsprechen (auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, dass alle gleichzeitig mit 100% in Betrieb genommen werden), und muss nicht größer sein als die Summe der maximalen Leistungsaufnahmen aller angeschlossenen Dimmer. Bei Moving Lights mit internen Dimmern ist diese Unterscheidung hinfällig.

Dimmer und Steuerung müssen miteinander kompatibel sein, d.h. dasselbe Signal verwenden. Heutiger Standard ist DMX 512. Andernfalls sind entsprechende Wandler zu verwenden, z.B. Digital-Analog-Wandler („Demultiplexer“)  oder Wandler zur Umsetzung zwischen verschiedenen digitalen Protokollen (z.B. DMX 512 auf AVAB oder D54).

 

5. Steuerung

Eine für den Theaterbetrieb geeignete Lichtsteuerung muß mindestens diese Funktionen erfüllen können:

  • Anwählen und Steuern von Stromkreisen bzw. Steuerkreisen (Kanälen)
  • Speichern der jeweils eingestellten Werte als Lichtstimmung
  • Übernahme der Stimmungen in eine Sequenz (festgelegte Reihenfolge), geschieht bei Theater-Lichtpulten üblicherweise automatisch (in der Reihenfolge der Speicherung , kann per Editor geändert werden)
  • Festlegen der Überblendparameter für jede Stimmung – der geläufigste ist hier die für jede einzelne Stimmung festgelegte Ein- und Ausblendzeit
  • Das „Abfahren“ der Vorstellung, d.h. das Überblenden von der ersten bis zu letzten Stimmung mittels Schalter („Go-Taste“) oder Schieberegler

Ansonsten muß sie natürlich die für die Ansteuerung aller Geräte notwendige Anzahl von Kanälen zur Verfügung stellen. Sollen Moving Lights zum Einsatz kommen, muß kalkuliert werden, dass jedes dieser Geräte zwischen 10 und 20 Kanäle zur Ansteuerung aller Parameter benötigt.
Eine gehörige Anzahl freier Kanäle sollte man als Reserve für eine eventuelle spätere Aufrüstung der Lichtanlage kalkulieren.

Für kleine Lichtanlagen (bis zu 24 Kanälen) kann man gut auch manuelle Lichtsteuerungen verwenden. Hier ist die Mindestanforderung: zwei Voreinstellungen mit einfacher Überblendung.

 

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